Das Potential kann nichts Statisches sein. Es kann nichts sein, was da liegt und auf den Startschuss wartet. Es wartet nicht einfach darauf, dass es los geht. Es braucht keinen Startschuss, und dann beginnt alles. Sondern: Es ist selbst schon lebendig. Vorher. Es bewegt sich schon. Und es bewegt sich nicht mechanisch, wie ein quietschendes Planetenmodell, sondern es bewegt sich so, dass es Lebendigkeit ist. Es tanzt. Es gebiert kein “dumm wucherndes” Rhizom, sondern ein Gespräch, das bereits ahnt, worauf es hinaus will. Das thematische Potential weiß, was es will. Es ist beseelt. Es ist selbst die Seele des Themas. Es ist kein Etwas, ist nicht greifbar, nicht benennbar oder umfassbar, sondern es ist das, was wir selbst sind, und aus dem all das, was wir auch sein können, geboren wird. Es ist “the Heart of the house”. Es hat keine Grenzen. Es ist der Geist in der Flasche, der Schatz in der Truhe. Es ist die Unruhe, das Wollen, die Quelle des Lichtes, das durch den Riss scheint. Es ist die Wunde, in die wir den Finger legen. Es ist intentional und intelligent, aber es ist kein greifbares Gegenüber. Es ist in seiner Tiefe Spirit, es ist der Geist, von dem das Gespräch getragen wird, der Funke, der allen Worten Leben einhaucht und sie zum Leuchten bringt. Es ist der Groove und der Swing. Es ist das Mehr, das auch noch gesagt werden will. Es ist der fruchtbare Sumpfboden, auf den die Worte fallen. Es trägt bereits die Samen für die bunten Pflanzen, die aufkeimen könnten, in sich und es ist der DNA-Code in deren Zellkern. Es ist sanft und liebevoll, nimmt alles auf, was gesagt wird und birgt es in sich. Es ist weich und vergebend. Es ist das Leben, das diesseits und jenseits jeglicher Begrifflichkeit weiterlebt und -webt, während wir sprechen. Es ist der tiefe Ozean, die Ursuppe, das unendliche Dunkel des Weltalls, in dem die einzelnen Wortsterne aufleuchten. Es ist das … . Die Fortsetzung, die folgt. Die Sehnsucht der Liebenden. Die Funktionsstörung im Getriebe des Alltags. Es ist inhärente Entwicklungslogik, weil es nach allen Seiten hin offen ist und im Kern strukturiert und warm.
Das Potential kann nicht nicht wollen, es kann nicht nicht vorwärts drängen. Es ist das Ganze, um das es geht. Es ist der Sinn, der zwischen den Worten aufscheint und die Stille, die zu sprechen beginnt, wenn das Sprechen ganz leise wird.
… das ist ein wunderbarer Text, den Du da gebloggt hast, Tony! Und ich dachte eben, dass das, was Du beschreibst, eigentlich nicht auf Gespräche beschränkt ist, sondern auf jede Art von In-Kontakt-Sein: Berühren, Anschauen, Tönen (ohne Worte), Bewegen (Tanzen), … oder nicht?
Danke! 🙂 Ja, natürlich,… ich glaube auch, das kann man aussagen für jegliches In-Kontakt-Sein, auf welche Art auch immer. Oder auch für das Wechseln von Arten, in Kontakt zu sein. Die Frage für mich ist dann: Ist das In-Kontakt-Sein das eigentliche Wesen von Kommunikation?
“Es ist das Ganze, um das es geht. Es ist der Sinn, der zwischen den Worten aufscheint und die Stille, die zu sprechen beginnt, wenn das Sprechen ganz leise wird.”
Guten Morgen werter Herr,
ich habe jetzt diese ganzen langen Eintrag von dir gelesen und ich staune doch, welch großen Sinn du hinter all dem siehst, aber was noch viel wichtiger ist…..sind deine letzten Worte.
Diese Worte umschreiben all das ohne dieser vielen Worte zuvor. Diese Zärtlichkeit hinter ihnen, lässt mich lächeln und weckt Lust, auf diese besagte Stille 🙂
Es grüßt das Goldfischglas,
dass so ganz anders erscheint.
[…] einem früheren Eintrag hatte ich schon einmal versucht, das Potenzial einer echten Begegnung in einem Gespräch in […]
Dieser TEet ist nun schon bald vor 9 Jahren aus dir, durch dich aus deinem Ozean in Worte gekommen – und ich verneige mich in Freude und Dankbarkeit davor. Er ist ein eches Juwel für mich – denn es ist alles drin – die Stille die spricht, das Ganze, der Groove und der Swing, und die Funkionsstörung! und das Potential, das immer da ist und leben will. thank you, teacher. Ich bin grad ganz dankbar für die Art und Weise, wie du deine Texte zu großzügig auf deiner Seite archivierst und zur Verfügung stellst.
Ja, aus diesem Text wurde letztlich das Kommunikations-Modell geboren, das ich in meiner Diss beschrieben habe. Aber in diesem Worten war eigentlich schon alles da. Danke, dass Du ihn aus der Versenkung geholt hast.