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Außenseiter sein

Eines der Themen, die kürzlich in verschiedener Weise in Mails oder Gesprächen mitgeschwungen sind, ist das Thema des Außenseiterseins.
 
Vielleicht kennst Du, liebe Leserin, lieber Leser, diese Rolle auch – eine Rolle, in der Du vielleicht (erstmal) nicht gehört, nicht wahrgenommen wirst. In der Du für Dich und das, was Dir wichtig ist, kämpfen musst. Vielleicht wütend wirst, weil Du nicht gesehen wirst. Das ist hart. Leider ist es so, dass das fast eine universelle Normalität sein könnte – wenn wir beginnen, uns ausgehend von den etablierten, konventionellen Räumen unserer kulturellen Umwelt aufzumachen hin zu etwas innig-Neuem, was wirklich echte Substanz hat, … dann werden wir erstmal nicht gehört. Wir fallen heraus.
 
Die feinen Regungen, die in einer achtsamen Haltung erblühen dürfen, sind anfangs immer nur zarte Pflänzchen, nicht mehr als das. Sie sind für andere Menschen, die nicht bewusst hinhören, fast nicht erkennbar. Auch der Schmetterling im Wind hat es nicht leicht, in einer turbulenten Arbeits- / Social Media- / Familien- / Beziehungs- … (setze hier beliebig ein, was für Dich stimmt) – Welt. Je zarter und genauer er spürt, was für ihn stimmt, desto mehr fällt er erst einmal heraus und fühlt sich allein, wie er da flattert. So geht es uns vielleicht immer wieder, bis zum Ende unseres Lebens – mir zumindest kommen diese Empfindungen selbst auch sehr vertraut vor.
 
Ich glaube, die Kunst eines gelingenden Lebens ist es, immer wieder genau auf der Grenze des Außenseiterseins balancieren zu lernen… die Grenze zwischen innen und außen, dazugehören oder nicht, von anderen gehört werden oder nicht, gemeint sein oder es geht völlig an mir vorbei. Dort leben wir wirklich. Dort wird es interessant. Damit das ein gutes Leben wird, versuche ich zum einen, eine neue Sprache zu erfinden, die ProzessDenkerInnenSprache… inspiriert von Gendlin, aber weiter darüber hinaus gehend. Tonyartig verfärbt, verfremdet, angeschrägt, oft auch erstmal nicht verstehbar. Eher ein Spiel als eine echte Sprache. Zum anderen freue ich mich über andere Menschen, die auch auf auf dieser feinen Linie balancieren. Gemeinsam tanzt es sich dort leichter.
 
Ich habe Lust, dort immer wieder hin zu gehen, zu leben, zu atmen, zu sinnieren, zu lauschen, zu sein. Dort entfaltet sich so viel mehr, als in den Ritualen der Kultur, in die ich hinein sozialisiert wurde, aber auch mehr als in den solitairen Räumen des “reinen” Focusing-Prozesses. Dort, wo sich beides begegnet, wird es komplex und wild und kunterbunt.
 

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