Ein Buch von großer Klarheit. Peter Bieri spricht und schreibt als Philosoph in einer für jede und jeden klar verständlichen Sprache. Er ist mir damit ein großes Vorbild. Ich kann das (noch) nicht. Aber ich möchte es lernen.
Zentraler Gedanke, für mich: Es geht darum, Person zu werden, durch Reibung an Fremdem. Dieses Fremde kann durch Menschen, denen wir begenen, oder Orte, an die wir reisen, und vor allem durch kulturelle Werke zu uns gelangen. Ich werde der, der ich sein kann, indem ich mich mit dem auseinandersetze, was nicht von mir kommt.
Bieri formuliert hierdurch eine Gegenposition zu einer stark vereinfachenden Variante dessen, wie personzentrierte Therapie oder Focusing oft (fälschlicherweise) verstanden wird. Natürlich geht es immer darum, der eigenen Stimme zu lauschen. Aber es ist eben die eigene-Stimme-im-Kontakt, nicht die eigene-Stimme-im-luftleeren-Raum. Wir brauchen ein Gegenüber, um zu uns selbst zu finden.
Der Mensch wird am Du zum Ich, schrieb auch Martin Buber. Das Du, an dem wir zum Ich werden können, so könnte man mit Bieri hinzufügen, sind auch all die Symbolwelten, die Menschen füreinander und miteinander erzeugen. “Ich möchte in einer Kultur der Stille leben, in der es vor allem darum ginge, die eigene Stimme zu finden”, sagt er. Die eigene Stimme, so glaube ich, macht jedoch nur dann Sinn, wenn es jemanden gibt, der sich wirklich für sie interessiert.
Bieri, P. (2011): Wie wollen wir leben? Residenz-Verlag.
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