Die Strategie des “Suchens” funktioniert im Gegenständlichen ganz gut. Wenn wir beispielsweise den Autoschlüssel irgendwo verlegt haben, sehen wir das Bild des Schlüssels vor unserem inneren Auge. Wir checken unsere ganze Umgebung ab, mit diesem Bild im Sinn, und irgendwann trifft unser Blick auf eine Stelle im Blickfeld, die genauso aussieht, wie das Bild: Voilá, da ist er, der Schlüssel. Suchen impliziert Finden.
Im Nichtgegenständlichen funktioniert diese Strategie oftmals überhaupt nicht. Wenn es etwa darum geht, einen Partner zu finden für eine Beziehung oder ein berufliches Projekt weiter zu entwickeln. Und zwar genau aus dem gleichen Grund, aus dem Suchen im Gegenständlichen funktioniert: Weil wir uns an einem Fixbild orientieren. Eine Fokussierung auf etwas, was wir uns vor unserem inneren Auge vorstellen, blendet allzu oft das Drumherum aus. Während wir auf den vermeintlichen Kern zulaufen, sind wir vielleicht schon am Wesentlichen vorbeigelaufen.
Wir sind unvoreingenommener, wenn wir nicht suchen und nehmen deshalb viel mehr (potenzielle) Chancen wahr, ohne sie in diesem Moment in dieses vorgefertigte Muster des “zu Findenden” einzuordnen. Das, was da ist, kann sich dann in unsere Offenheit “hinein kreuzen” und dadurch frische, unkonventionelle Lösungsmöglichkeiten entstehen lassen. Das sind dann Möglichkeiten, die wir so nicht erwartet hätten, die aber funktionieren.
Wer sucht, blickt gewissermaßen in die existenzielle Offenheit der schwarzen Nacht hinaus und wird dort allenfalls sich selbst gespiegelt finden. Er ist nicht offen für das, was ihm tatsächlich begegnet, sondern nur für das, was er zu finden hofft. Wer jedoch mit offenen Augen durch die Welt läuft, dem begegnet dort draußen etwas Reales, was ihm wirklich gegenüber ist – und aus dem Zusammenspiel aus dem Eigenen und dem Realen können sich (wenn alles gut geht) konkrete Lebensschritte entfalten.
(Danke an Sabine für’s Real-Gegenüber-Sein. 🙂 )
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