#152 | Individualität ist eine Marketingerfindung

Gibt es Persönlichkeit überhaupt? Die heutige Folge liefert Argumente dafür, dass sich individuelle Entscheidungen meist auf darunter liegende Prozesse zurückführen und gewissermaßen enttarnen lassen. Vielleicht sind Persönlichkeit und Individualität Scheinkonstrukte ohne substanziellen Kern.

Individuell sein, sich ausdrücken können und persönliche Vorlieben haben – das scheint heutzutage wichtig zu sein. Doch steckt hinter unserer vermeintlichen Einzigartigkeit nicht eher eine Art Täuschung? Wenn wir genauer hinschauen, erkennen wir oft, dass unsere Vorlieben und Entscheidungen sich stark ähneln. Sogar Persönlichkeitsmerkmale, die wir als einzigartig betrachten, lassen sich oft auf grundlegende emotionale Tendenzen zurückführen. Unsere Kaufentscheidungen und Vorlieben für bestimmte Produkte können uns zwar kurzzeitig unterhalten, letztendlich aber lenken sie uns nur von tieferen Auseinandersetzungen ab. Egal, ob es um Mode, Technik oder andere Konsumgüter geht – wir suchen nach etwas, das uns befriedigt, uns ablenkt und uns identifiziert. Aber ist das wirklich Individualität?

Betrachten wir beispielsweise Steve Jobs, den Gründer von Apple. Er wurde oft als Genie gefeiert, obwohl er nie etwas wirklich Neues erfand. Seine wahre Begabung lag darin, bestehende Ideen geschickt zu kombinieren. Vielleicht ist wahre Individualität nicht das Ergebnis von mutigen Entscheidungen oder einzigartigen Persönlichkeitsmerkmalen, sondern eher das Ergebnis einer geschickten Kombination verschiedener Elemente. Vielleicht besteht die wahre Kunst darin, mit den vorhandenen Facetten des Lebens zu spielen, sie neu zu kombinieren und so etwas zu schaffen, das für uns funktioniert. Vielleicht ist das wahre Maß an Individualität das, was von außen betrachtet wie einzigartige Eigenständigkeit aussieht, aber in Wirklichkeit ein geschicktes Spiel mit den Gegebenheiten des Lebens ist.